Begeisterung Schwarzpulver

 

Wer heute als Sportschütze zu Erfolgen kommen will, der hat sicherlich viele Möglichkeiten im Rahmen bestehender Gesetze diesem Hobby zu folgen. Eine sehr interessante Variante davon ist das Schießen mit Vorderladern. Also Waffen, die mit Pulver und Blei geladen werden, per Steinschloss oder Perkussionszündung zünden um meist mit ordentlich dumpfem Knall samt Pulverdampf den Schuss auszulösen. 

Zwar sind Vorderlader im engen Sinne in Deutschland frei ab dem 18ten Lebensjahr zu erwerben, aber wie immer gibt es gewisse Einschränkungen. Der legale Erwerb von Schwarzpulver als Treibladung bedarf einer behördlichen Genehmigung nach erfolgreich absolviertem Lehrgang. Hat man den geschafft, darf man einschüssige Waffen, ob kurz oder lang, auf zugelassenen Schiessständen benutzen. 

Eigentlich sind das schon alle Einschränkungen, jedoch, wenn man die Zeit der Gründung vieler deutscher Schützenvereine betrachtet, erheblich mehr als früher. 

Um 1850 bis 1890 entstand das eigentliche Schützenwesen, also das Schiessen mit gezogenen Vorderladern auf Scheiben ohne militärische Orientierung. Sicherlich dem vormaligen Gedanken der Vaterlandsverteidigung entsprechend, heute jedoch in der Art eher unüblich. Die späterhin verwendeten künstlerisch anspruchsvollen  Zielscheiben waren häufig verzierte Holzplatten, aber auch bedruckte Papierscheiben waren in Gebrauch. Zum Üben hatten unsere Vorväter natürlich auch „normale“ Papierscheiben mit Ringen, aber bei Wettkämpfen war eben „Stil“ angesagt. 

Nicht nur in Deutschland, der Schweiz und England, auch in Amerika pflegte man diese schöne Betätigung als Sport. 

Das Handwerk der Büchsenmacher erlebte eine nochmalige Blüte, obwohl schon Manufakturen vordringlich für Militärwaffen durchaus üblich waren, um die für militärische Bedürfnisse steigenden Stückzahlen an Waffen zu liefern. Denn schon 1870/71 im deutsch/französischen Krieg wurden großer Menge Zündnadelgewehre benutzt, also Hinterlader mit einheitlichen Patronen. Da war der Vorderlader vom Funktionsprinzip eigentlich schon veraltet. 

Man experimentierte mit Spezialgeschossen, Laufprofilen, Dioptervisieren und Ladungen, um bessere Ergebnisse als andere zu erzielen. Es gab schon sehr viele Erfindungen, die wir eher der Neuzeit zuordnen, nur um besser zu sein als der Schütze nebenan. 

Wettkämpfe von Nationalmannschaften wurden mit ähnlicher Verbissenheit geführt wie heute z.B. manche Fußballspiele. Diese Wettkämpfe wurden regelrecht mit olympischem Charakter ausgetragen. Für uns heute schwer vorstellbar, bei den damaligen Reisebedingen, aber es traten Mannschaften aus Amerika und vielen Staaten Europas an, die teilweise 2- 3 Wochen Anreisezeit dafür in Kauf nahmen.

Stattdessen schoss man mit Anschlagsvarianten, die uns heute eher lächeln lassen, aber nur solange, bis man die Ergebnisse der Schützen von damals sieht. Der berühmte Creedmore-Anschlag z.B., eher halbliegend, Füße voran mit dem Knie des angewinkelten Bein als Unterstützung für die Waffe.  Sieht schon sehr gewöhnungsbedürftig aus. Erst wenn man erfährt, das genau dieser Anschlag heute als Geheimtipp unter Scharfschützen gilt, dann sieht man die Sache an sich aus einem anderen Blickwinkel. 

Die Büchsenmacher trugen von technischer Seite ebenfalls ihren Teil zu immer besseren Ergebnissen bei. Die genaue Abstimmung von Lauflänge und Drall sind ebenso wie verschiedene Arten der Zündung keine Erfindung der Neuzeit, ist eben alles schon mal da gewesen. Es war immer eine Frage der Materialien, der Verfügbarkeit und des handwerklichen Könnens, um hervorragende Ergebnisse zu erzielen.  

Einige Waffen-Exoten wurden natürlich schon früher anders gebaut, als die „ Masse“ der Jagd- oder Militärwaffen.  Aber erst mit den gezogenen Läufen konnte man eigentlich wirklich treffsicher Schiessen. Gezogene Läufe haben Zug und Felder, sind innen nicht glatt wie ein Rohr. Das haben besondere Waffen, die sogenannten „Flinten“ für den Schrotschuß, da ist das sinnvoll. 

Die höchste Entwicklungsstufe erfuhren die Vorderlader dann mit dem Perkussionsschloss. Dessen letzte Variante, somit höchste Entwicklungsstufe waren letztendlich die Unterhammerwaffen, welche in Amerika weit verbreitet waren und sich auf allen Kontinenten bei Spitzenschützen bewährten. Traditionell sind jedoch in Europa schnelle Perkussionsschlösser mit dem klassischen, außen liegenden Hahn auch an Matchwaffen üblich. 

Wer diese Waffen, natürlich nicht alle auf einmal, kennen lernen möchte, sollte sich an die Mitglieder der Freischützen Wandlitz e.V. wenden. Es gibt einige Kameraden, die sich diesen besonderen Waffen verschrieben haben und Interessenten gerne mal Einblick in diese Materie geben (Autor: Andreas P.).